Dormagen am Rhein

Den meisten Mitmenschen dürfte Dormagen weniger bekannt sein und vielleicht noch als Ort irgendwo zwischen Düsseldorf und Köln etwas sagen. Nun, ganz so unbedeutend ist Dormagen nun wirklich nicht. Fast gegenüber auf der anderen Rheinseite ist Leverkusen mit dem Hauptsitz und Werk des Bayer-Konzerns und in Dormagen gibt es u.a. seit Jahren die ausgelagerte Kunststoff-Sparte, die unter der Dachmarke Covestro zu den internationalen großen Unternehmen zählt und auch börsennotiert ist. Und das merkt man auch in Dormagen, weil das einer der großen Arbeitgeber ist.
Dormagen besteht aus 16 Stadtteilen und etwa 62.000 Menschen leben dort auf 86 qkm. Verwaltungstechnisch gehört Dormagen zum Rhein-Kreis Neuss und der Ort bietet neben der Industrie auch sehr viel Idylle. Waldgebiete, das Wildgehege Tannenbusch, die Rheinaue, der Geo-Park und insbesondere die ehemaligen Zollstadt Zons, dem rheinischen Rothenburg mit historischer Bausubstanz.
 
 

Internationales Phono+Radio-Museum • Dormagen am Rhein

 
Ja, wir haben uns das einfach mal gegönnt und einen vorweihnachtlichen "Betriebsausflug" zum Rdiomuseum in Dormagen gemacht. Und somit sind dann an einem Samstag dreizehn Mitglieder und drei Gäste des Vereins mit dem Auto und auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Dormagen gepilgert, um sich dort die großen und kleinen Schätze des Museums anzuschauen.
Etwas Hintergrund zu dem Museum und dem Betreiber muss an dieser Stelle auch sein. Insgesamt 16  Mitglieder des Fördervereins und Gäste lauschten den Worten von Herrn  Dipl. Ing. Helmut Dietsch, der lange auch Mitglied und Vorsitzender der Fördergesellchaft war.
Er berichtete kurz über die Historie des Museums, dessen Eigentümer er seit langen Jahren ist: Aus einer ländlichen Omnibusstation in den 1920ern entstand eine Poststation, aus der später eine Babtistenkirche mit Beetsaal usw. wurde und schließlich, in den 1990ern, das Museum. Der gute Erhaltungszustandes bei Erwerb des Objektes verlangte kaum Renovierungs- oder Umbaubedarf und daher wenig Kostenaufwand.

Herr Dipl.-Ing. Helmut Dietsch
So waren wir als Gäste voller Anerkennung über die Räume und das Sammelkonzept, welches eine Jahrzehnte währende Sammelleidenschaft widerspiegelt. Aber es war auch deutlich zu erkennen, dass auch bei diesem Museum die Sammlung noch nicht abgeschlossen ist.

   

Der Besuch des Museums am 03. Dezember 2022

 
Und so standen wir nun im Eingangsbereich des Museums und da es ja gerade wegen der explodierenden Energiepreise nicht so einfach war, die Heizkosten abzusehen, waren die Räumlichkeiten nicht beheizt. Also haben wir unsere wärmenden Schals und Jacken nicht abgelegt und dann den Worten des Inhabers Herrn Dietsch gelauscht. Und was wir da zu hören bekamen an Geschichtchen und Hintergründen, machte die Temperaturfrage zur Nebensache.
   
 
Hier nun der "geführte" Rundgang durch das Museum und aktuell gab es gerade eine Sonderausstellung zur Technologie der Radiogeräte aus der ehemaligen DDR. Eine beachtenswerte Bandbreite von Radiogeräten, die solchen aus der BRD jedenfalls äußerlich sehr ähnelten und auch klanglich kaum nachstanden.
   
In verschiedenen Räumen beherbergt das Museum ein breites Spektrum diverser internationaler Radio-, und Rundfunkgeräte ab den 1920er Jahren bis ins aktuelle Jahrtausend; Der Schwerpunkt liegen dabei auf Röhrengeräte und Tonbandmaschinen. An Minisärge erinnernde, sehr frühe Apparate bis COLANI-Fernsehen-Hyperdesign, dazwischen ist vieles zu sehen, was innerhalb von ca. 100 Jahren käuflich erworben werden konnte.
Ein eigener Bereich innerhalb des Museums ist dem britischen Sänger Chris Howland gewidmet, dem aus England stammenden deutschen Moderator und Schlagerbard. Er wurde ja allgemein eher als Radio- und Fernsehmoderator bekannt. Hier in dem Museum ist sein Original-Tonstudio komplett aufgebaut - einschließlich einer A77-Ausstattung - und es sieht aus, als würde Chris Howland gleich die nächste Sendung aufnehmen.
Die Versammlung bewunderte die Vielfalt, Originalität und Zustände der Exponate und ließ sich vom technischen Hauspersonal die eine oder andere Spezialität zeigen und erklären. Eine aktuelle Sonderausstellung zum Thema "Radios in der DDR" informierte über eine beachtenswerte Bandbreite von Radiogeräten, die solchen aus der BRD jedenfalls äußerlich sehr ähnelten und auch klanglich kaum nachstanden, Verwechslungsgefahr eingeschlossen. Die Produktpalette insgesamt war sehr vielfältig, auch eine umfangreiche Sammlung von Küchen- und Alltagsradios in den ungewöhnlichsten Formen und Designs, z.B.als Cola-Dose, Schnapsflasche, Scheuerpulver-/paket oder Fussball.
Im Tonbandsektor fielen speziell imposante, großsspulige Maschienen auf, darunter auch hochkarätige Studiotechnik. Sicher als Highlight durfte dabei eine Meßmaschine aus Schweizer Fertigung gelten, allein deren wie aus dem Vollen geschnitzt anmutender Tragegriff die berühmte Messerqualität dieses Landes geeignet war, in den Schatten zu stellen, und mit einem mittelgroßen, 5-stelligen Neupreis gekennzeichnet war. Angesichts solcher geballter, sich bewegender Analogpretiosen wurden die Besucheraugen groß, hatte doch so manches Gerät in jungen Jahren zu deren Träumen gehört, was aber damals schlicht unbezahlbar blieb.
 
Eins müssen wir allerdings noch anmerken: Warum haben wir unseren Besuch des Museums nicht an einem Sonntag gemacht? Denn sonntags gibt es immer frisch gebackenen Kuchen zur Auswahl und den sollte man - wie wir gehört haben - sich doch nicht entgehen lassen.
 
 

Teil zwei des Tages: Das Weihnachtsessen

Etwa eineinhalb Stunden dauerte die Führung im Museum und danach war unser geplantes Weihnachtsessen an der Reihe. Wir sind dann also in der Nähe zum Hotel-Restaurant "Tratoria Ragusa", wo wir natürlich einen Tisch reserviert hatten. Die Lage war in der Innenstadt von Dormagen, aber gut zu Fuß oder mit dem Auto erreichbar.
 
 Einige beispielhafte Eindrücke vom anschließenden Weihnachtsessen:
Wir sind dann mit Herrn Dipl.-Ing. Helmut Dietsch und seinem Techniker zum Restaurant und waren angenehm überrascht von der Qualität der individuell bestellten flüssigen und festen Nahrung.
   
Bei dem Essen gab es auch ausreichend Zeit für gute Gespräche. Und es gab da auch genügend Themen außerhalb der Radiotechnologie.
Was uns allerdings nicht so gefallen hatte, war die Diskrepanz der Preise. Denn wir hatten uns vorab auf der Website der "Tratoria Ragusa" über das Angebot informiert und waren in Erwartung einer breiten Palette einer Speisekarte mit italienischen Schwerpunkten.
Vor Ort mussten wir allerdings feststellen, das die Preise in den aktuellen Speisekarten um einiges höher waren, als das Internet-Angebot. Sowas muss eigentlich nicht sein und ein Abgleich beider Angebote sollte nun wirklich kein Problem sein. Geschmeckt hat es uns trotzdem und wir hatten einen schönen Abend, auch weil alles völlig entspannt abgelaufen ist und wir trotz der Weihnachtszeit keinen Stress zugelassen haben.
 
 

 

 
 
Nachsatz zum Museumsbesuch: Auf die mögliche Zukunft des Dormagener Museum angesprochen hörte man verhaltene Töne: Beide Söhne des Eigentümers sind stark beruflich engagiert, ihr Pensionsalter lässt noch weit auf sich warten; an anderen ernsthaften Interessenten mangelt es. Als Glücksfall dürfte die Parallelnutzung der Räume durch Herrn Volkmar Hess gelten, der in Ihnen eine kleine, aber feine Grammophonsammlung sein Eigen nennt, die nach Absprache ebenfalls besichtigt werden kann. Jedenfalls ist die Bewirtschaftung nicht ohne regelmäßige Eigenmittel möglich, negative aktuelle Entwicklungen wie Energie- und Personalkosten, die Grundsteuerunwägbarkeit, Fachkräftemangel usw. tun ihr Übriges und sind beim Betreiber zunehmend Anlass zur Sorgen.
 
         
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